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"RABEN-SCHWARZ" - Andreas Bunge - Bilder und Objekte

Haus Waldeck | Pavillon und Foyer | Eichendorffstr. 50 | 64347 Griesheim

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Zur Ausstellungseröffnung am 18. Mai um 19.30 Uhr, laden das Kulturprogramm der Stadt Griesheim, der Griesheimer Kulturverein e.V. und das Haus Waldeck recht herzlich ein.

Unter dem Motto "Raben-Schwarz" stellt Andreas Bunge eine umfangreiche Auswahl seiner Arbeiten vor. Die Ausstellung bietet einen vielfältigen und ungewöhnlichen Einblick in die Variationsbreite der entstandenen Werke.
Andreas Bunge wurde 1958 in Leipzig geboren und siedelte 1972 nach Darmstadt über. Neben seiner Tätigkeit als Augenoptiker und Brillendesigner begann er 1983 zu malen. In der Zeit folgten viele Preise und Auszeichnungen. Die Motivation des Künstlers hält bis heute ungebremst an. Sein Engagement stellt er seit Januar 2009 als Vorsitzender der Kunstinitiative 88 im Griesheimer Kulturverein zur Verfügung.

Die Ausstellung ist täglich bis November 2010 geöffnet.



 

Texte ::

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2008 - 2009:: 20 Jahre KUNSTINITIATIVE 88

Die Macher stellen aus

Die Einladungskarte 2008 zur Kunstausstellung der Kunstinitiative 88:

Am 20.November 2008 um 19.30 eröffnete das Kulturbüro der Stadt Griesheim in Zusammenarbeit mit dem Griesheimer Kulturverein und dem Haus Waldeck eine außergewöhnlich Ausstellung im Foyer und Pavillon des Hauses Waldeck.

Frau Ulla von Sierakowsky stellt Arbeiten in unterschiedlichen Themen und Techniken und individuellen Stilen von Vesna Bakic, Andreas Bunge, Susanne Herbert, Karin Herbsthofer, Beate Koslowski, Magda Lena Rückert, Ingrid Schupp, Irmgard Spierer-Gerhard und Helga Wilhelm vor.

Zusammen bilden diese Künstler die Kunstinitiative 88, das Zentralkomitee für die bildende Kunst im Griesheimer Kulturverein.

Die Initiative konzipiert und organisiert seit 20 Jahren unter der Federführung von Susanne Herbert die Ausstellungen des Griesheimer Kulturvereins sowie Workshops und Seminare. Das alle Mitglieder der Kunstinitiative 88 selbst engagierte und produktive Künstler sind, belegt die Jubiläumsausstellung im Haus Waldeck eindrucksvoll.

Die Ausstellung ist bis Mai 2009 täglich von 9-19 Uhr geöffnet.

Beate Koslowski

 

"Die Macher stellen aus"

Rede zur Ausstellungseröffnung der Kunstinitiative 88 am 20.November 2008 in Griesheim -
Ulla von Sierakowsky

 

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Andreas Bunge: Vernissage Haus Waldeck 20-11-2008 copyright JOBERG

Andreas Bunge wurde 1958 in Leipzig geboren und siedelte 1972 nach Darmstadt über.

Neben seiner Tätigkeit als Augenoptiker und Brillendesigner begann er 1983 zu malen und der Preis der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft zur Freundschaftswoche in Darmstadt war der Beginn und die Bestätigung sich weiter künstlerisch zu betätigen.

Diese Motivation hält bis heute ungebremst an und sein Engagement stellt er ab Januar 2009 als Vorsitzender der Kunstinitiative 88 auch für andere Künstler zur Verfügung.

Im Schwerpunkt realistisch malend, collagiert, nein- montiert- Andreas Bunge Treibholz, Metall, Fundstücke in seine Arbeiten. Ganz zweckgebunden als Indiz des Dargestellten oder auch zweckentfremdet, als Mittelachse, als Nummerierung, als Fremdköper oder Grenzlinie spielt er mit dem Gefundenen in gekonnter Weise.

Als Weltenbürger, als der, der die alte Heimat und deren Enge ganz bewusst verließ, thematisiert Andreas Bunge Symbole der Unendlichkeit und deren Orientierung darin.

Leuchttürme, seit mehr als 10 Jahren in unzähligen Varianten gemalt, mit intensivem Fachwissen recherchiert und als Fixpunkte der Navigation weisen den Blick auf das Feste, das Sichere und auf das sich Bewegende, das Unsichere, bieten den Rundumblick auf die Welt.

Hier in der Ausstellung schließt sich der Kreis zum Universum, zur im Augenblick erlebbaren Natur, zum Aufbrausen der Brandung, zum Aufziehenden der Gewitterwolken und dem nie wieder so erlebbaren Glücksgefühl mit allen Sinnen, dem Schmecken des Salzes auf der Zunge, dem Spüren des Windes im Gesicht, dem Rauschen des Meeres im Ohr, dem Riechen des Tanges in der Nase.

Andreas Bunge stapelt, gliedert aber verbindet auch Land, Meer und Himmel, lässt Kühle aufbrausen oder zieht uns mit einem warmen, orangenen Licht in die Wärme eines einsamen Reedhauses und führt uns mit sensibel gesetzten Sequenzen in eine ganz spezielle Bildstimmung.

Andreas Bunge hat Begrenzungen erlebt, aber gerade diese haben das Schätzen und die Sehnsucht nach Freiheit und Weite für Ihn so wichtig gemacht. Er lässt sich nicht einsperren, nicht persönlich, politisch oder künstlerisch gängeln. Er geht seinen Weg mit aller Inbrunst und Geradlinigkeit und belohnt seine Betrachter, indem er sie an diesem Gefühl teilhaben lässt.

Griesheim, den 20.November 2008
Autorin: Ulla von Sierakowsky Kunstpädagogin, Theaterpädagogin Copyright


Einzelausstellung Andreas Bunge:

„Unterwegs zu fernen Ufern“

 

Rede zur Ausstellungseröffnung am 28.11.2003 -
Irmgard Spierer-Gerhard

 

283 v. Chr. wurde bei Alexandria ein Turm erbaut, der seit dem 1. Jh. n. Chr. ein Feuer trug und bis zum 12. Jh. existierte. Er zählt zu den Sieben Weltwundern. Mit dem 13. Jh. begann man an der Nord- und Ostseeküste mit dem Bau von Leuchttürmen, meist in Form von steinernen oder hölzernen Baken, die ein offenes Holz- oder Steinkohlenfeuer trugen, sogenannten Blüsen. Bekannte Leuchttürme sind z. B. der steinerne Leuchtturm auf dem Eddystone Rock vor Plymouth, der „Rote Sand“ in der Wesermündung sowie sein Nachfolger „Alte Weser“, der unbemannt ist und vollautomatisch arbeitet. All diesen bekannten und unbekannten Leuchttürmen hat der Maler Andreas Bunge mit seinen Werken, die wir hier heute Abend sehen dürfen, ein Denkmal gesetzt.


Sein Interesse für Leuchttürme besteht schon seit ungefähr zehn Jahren. Natürlich hat sich Andreas Bunge, und das wäre ja nicht Andreas Bunge so wie wir ihn kennen, intensiv mit der Thematik befasst. Da gibt es jede Menge Bücher, Fach-Zeitschriften aus verschiedenen Ländern, Listen über Leuchttürme in aller Welt, alles leidenschaftlich gesammelt, akribisch geordnet und verinnerlicht. Da blieb es nicht aus, dass dieses Interesse und Wissen bildnerisch umgesetzt wurde: in Tafelbilder, gemalt in Acryl, hier in diesem Raum, und Aquarelle, die wir im Flur sehen können.


Die Aquarelle sind nicht nur Darstellungen des Hauptthemas Leuchtturm. Die Romantik wird aufgefangen durch technische Details, die den Bildern einen zusätzlichen Rahmen geben, eine weitere Dimension sind und ein Thema hinzufügen, das eigentlich sonst unsichtbar bliebe bei der bloßen Betrachtung eines Leuchtturms: Longitude und Latitude, auch Seekarten begleiten die Türme, die aus aller Welt zusammen getragen wurden: „Hells Gate“, „Faro de Castell de Ferro“ oder „K 4014“, um nur einige zu nennen.

Alle kulturellen Grenzen, alle Widersprüche einer kulturellen Identität, alle Konflikte alltäglicher Probleme scheinen abgeworfen. Diese Leuchttürme sind eben international. Sie helfen dem Seefahrer und natürlich auch dem Landgänger bei der Orientierung. Sie stehen an für die Navigation wichtigen Punkten und sind für die Insider durch ihre Form, Farbe und Lichtkennung identifizierbar. Leuchttürme bieten also Sicherheit für die See- und Landreisenden, obwohl sie, wie ich mir vom Maler sagen ließ, genau betrachtet ein Warnhinweis sind:
Halte dich fern – Gefahr!
Für Andreas Bunge haben Leuchttürme außerdem etwas Beständiges, sie vermitteln Urvertrauen. Vielleicht sollte man sich manchmal so einen Leuchtturm als Wegweiser bestellen können... Nicht nur einen Wegweiser, sondern auch einen Weg hat der Radfahrer gefunden, den wir auf dem Tafelbild „Reise zum Mond“ sehen.

Andreas Bunge malt realistisch.
Er imitiert das Gesehene, was aber nicht im Sinne von Kopie zu verstehen ist. Er unterwirft das Motiv seiner Malweise, gleicht es seiner Sehweise an und gibt es als Übersetzung in Farbe und Form wieder heraus. Die Farbe ist flächig und glatt angelegt, ohne Mystik, ergibt sich aber als fühlbare Einheit, indem sie Grundlage ist für das eigentliche Thema. In diesem Sichtbaren ist Stoff für ganze Bilderwelten vorhanden. Nicht der Stil ist der Mensch sondern die Wahl des Sujets.

Auch bei dem Titel „Reise durch die Nacht“ (Ballon, Möwe, Leuchtturmwärter...) wird das Thema vertieft durch die Wiederholung des Hauptmotivs und bereichert durch eine Geschichte. Hier spüren wir etwas von der Einsamkeit, die den Leuchtturmwärter der früheren Jahrhunderte befallen haben mag. Für den Maler ist diese Einsamkeit auch nicht erstrebenswert, sondern für ihn ist eher das Kulturdenkmal faszinierend, das seit eh und je die gleiche Optik hat. Und die Technik und die alte Mechanik, die zum Teil seit 150 Jahren immer noch funktioniert. Viele interessante Geschichten kann man damit verbinden.

So ist auch in jedem Bild Platz gelassen für die phantastischen Reisen. Die Sicherheit des alten Turmes ist der Ausgangspunkt. Die schwebenden Leuchttürme, der Titel ist „Sag mir wie viel Sternlein stehen...“ fasziniert durch eine gewisse Widersprüchlichkeit:
Wir werden durch die traditionell befeuerte moderne Malerei gleichsam zum Abheben in eine andere Welt, in einen anderen Seinszustand bewogen.

Das Bild „Hope Light“ erweckt Assoziationen zu Schiff in Not bei schwerer See.
Wie mag es den Seefahren ergangen sein, die vor zwei Jahrhunderten bei ähnlichem Wetter irgendwo an der Küste Englands strandeten und ihrer Ladung verlustig wurden.

Die Bewohner der Küsten fanden das seltsame Strandgut; es waren fremde Früchte. Sie wussten damit nichts anzufangen, schnitten die Schalen in Stücke, zuckerten sie ein – und die berühmte englische Orangenmarmelade war geboren.


Irmgard Spierer-Gerhard


 

Pressetext: Griesheimer Anzeiger 20. September 2001

 

„Ich bin auf jeden Fall wieder dabei!“

Andreas Bunge, Preisträger des Griesheimer Publikumspreises 2000

Griesheimer wurde Andreas Bunge vor 18 Jahren. Gewinner des Publikumspreises „Künstler in Griesheim“ im vergangenen Jahr. Dabei war er bereits 1998 Zweiter- zusammen mit neun anderen Künstlern, die anlässlich der vom Griesheimer Kulturverein organisierten,zehn Tage dauernden Ausstellung ihr Gemeinschaftswerk zeigten. Bunges Frau Marianne, eine gebürtige Griesheimerin, war der Grund für den 1958 in Leipzig Geborenen, Griesheim als Lebens-, Wohn- und Arbeitsort auszuwählen. „Ich bin eigentlich Kosmopolit“, charakterisiert er sich selbst und fügt ergänzend hinzu: „Genauso gut könnte ich auch woanders wohnen. Aber das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich auch darin zeigt, wenn man sich gegenseitig grüßt, obwohl man sich im engeren Sinne eigentlich gar nicht kennt, gefällt mir und bewirkt, dass ich hier immer mehr tiefere Wurzeln schlage“. Gattin Marianne ist auch die aufmerksamste und kritischste Betrachterin seiner Bilder. „Ohne ihre konstruktive Kritik verlässt kein Bild das Atelier“, verweist er auf die Bedeutung einer objektiven und hilfreichen Beurteilung des Kunstwerks durch eine Person, die das fertige Bild mit Sachverstand begutachtet. In der realistischen Malweise fühlt er sich zu Hause. Doch reizt ihn auch die Verfremdung. Und noch mehr faszinieren ihn die Collagen von Holz, Metall und Leinwand. „In meiner Nachbarschaft wurde im letzten Frühjahr ein Neubaugebiet erschlossen“, erzählt Bunge. „Was beim Aushub so mancher Baugrube zutage kam, ist für mich eine wahrer Schatz an Materialien, mit denen ich arbeiten kann.
„Die Kombination von glatter Leinwand mit den vom Zahn der Zeit angegriffenen Holzstücken und Metallteilen übt einen ganz besonderen ästhetischen Reiz auf mich aus“, bekennt er. „Das gibt ein Raum-Zeit-Gefüge, das mich inspiriert und fesselt. Sicherlich werde ich in nächster Zeit in dieser Richtung arbeiten“, gibt der im Brotberuf in seinem 1997 gegründeten ATELIER FLUR 13 als Brillen-Designer Arbeitende eine Vorausschau auf seine kreative Tätigkeit. Weitere Themen, die ihn künstlerisch ansprechen, sind der Jazz, das Meer und Reisen - hier besonders Schottland. „Viele Reisen unternehme ich auch nur in der Fantasie“, verrät er. Selbstverständlich finden solch imaginäre Exkursionen auch wieder ihren Niederschlag in seinen Bildern.

Dem Jazz und der Seefahrt erging es bereits so. In einer im Mai im Haus Waldeck gezeigten Ausstellung waren die beiden Themen inhaltlicher Schwerpunkt. Und auch die im November als Folge des Publikumspreises im Bürgerhaus St. Stephan gezeigte Ausstellung seiner Bilder verrieten seine speziellen Vorlieben für das Meer und die Musik. „Straße“ hieß das Thema im vergangenen Jahr, als Bunge für seinen Beitrag zur Kunstausstellung mit dem Bild „Schwerlasttransport“ - eine Schnecke klettert einen Straßenpfosten hoch - den ersten Preis erhielt.

In diesem Jahr steht die Ausstellung unter dem Motto: „Alltag“. Ob Bunge  wieder das Thema mit kräftigen Acrylfarben realitätsnah gestaltet oder ob er die Form eines Aquarells und vielleicht gar eine abstrakte Malweise gewählt hat, darüber können sich Besucher des diesjährigen Zwiebelmarktes informieren, wenn sie im Georg-August-Zinn-Haus darüber
abstimmen. „Ich bin auf jeden Fall wieder dabei“, verspricht Bunge.

Dr. Christel Sponagel-Goebel  - Griesheimer Anzeiger 20. September 2001


Ausstellung Andreas Bunge - 17. Januar 1999 Haus Waldeck

 

Rede zur Ausstellungseröffnung am 17. 01.1999 -
Dr. Ines Wagemann

 

Andreas Bunge hat drei Leidenschaften, jedenfalls drei Leidenschaften, die er mir verraten hat und die Niederschlag in seinen Bildern finden: das gute Essen, den Jazz und die Seefahrt. Und lässt man sich auf ein Gespräch mit ihm über eines diese Dinge ein, erfährt man vieles über fremde Welten - ebenso ist es, wenn man seine Bilder betrachtet, wo diese Welten verborgen im Hintergrund lauern.

Im gang neben der Tür hängt ein Bild, auf dem sind frauenbeine und hände zu sehen, in der rechten Hand eine Tasche, aus der Mais und Zwiebeln quellen, in der linken ein nacktes ausgenommenes Huhn. Die scheinbar zufälligen Einkäufe sind die Zutaten für das Gericht "Gumbo Special", eine Spezialität der Franko-Amerikaner in Louisiana. Die Beschriftung der Tasche weist auf den Eintopf mit exotischen Gewürzen hin und verheisst besonderes - aber nur für den, der ihn kennt.

Jazz ist in zwei Bildern vertreten, die Sie im Foyer sehen. Das Bild Joshua zeigt einen Saxophonisten im Scheinwerferlicht, eine Erinnerung an ein Konzert von Joshua Redman in Griesheim. Das schwungvoll gemalte Bild vermittelt die vibrierende Stimmung im Konzertsaal. Der "Nighttrain" ist eine Hommage an den Bassisten Christian Mc Bride. Mächtig beherrscht der riesige Bass die Szene, trotzdem ist die Situation nicht vergleichbar mit Patrick Süskinds "Kontrabass", dem Theaterstück, in dem sich der Musiker beklagt, dass ihm neben seinem Instrument kein eigenes Leben mehr möglich ist. Die abbröckelnde Fensterwand einer Fabrik oder eines Lagers und die beiden Paar Schuhe lassen Raum für andere Assoziationen.......

Das beherrschende Thema dieser Ausstellung aber ist die Seefahrt, ein Thema, mit dem sich Andreas Bunge schon seit langer Zeit intensiv beschäftigt. Sein Interesse gehört sowohl den grossen Seefahrern und Entdeckern wie auch den Leuchtfeuern. Gross ist die Bandbreite, in der er diese Themen künstlerisch umsetzt.

Im Gang sehen wir zarte Aquarelle, die architektonisch reizvolle Leuchttürme abbilden einschliesslich eines Kartenausschnitts ihrer Lage. Diese realistischen Abbilder haben eine Anmutung alter Karten, die Architekturen der Leuchttürme mit ihren Nebengebäuden wirken wie Burgen, die zerklüteten Inseln wie uneinnehmbare Festungen. Weiss man, dass sie sich im aüssersten Norwesten Schottlands befinden, erscheinen einem die Leuchtfeuer auf den hohen Felsen noch einmal mehr wie ferne Posten der Menschheit. das waren sie ja auch zu Zeiten ihrer Erbauung um letzten Jahrhundert. Es waren die ersten Signale von Land nach langen entbehrungsreichen Wochen auf hoher See. Oder das letzte Licht des Abschieds vor einer langen Reise, deren Ausgang nur zu oft ungewiss war, wie auf dem Bild "Schottland und dann immer geradeaus".

Die Bilder auf der langen Wand im Pavillon haben neben aller Verschiedenartigkeit eine Gemeinsamkeit. Auf das eigentliche Gemälde sind Schablonenzahlen aufgesprüht, wie sie für die Beschriftung von Kisten üblich sind. Hinweis auf einen modernen Seefahrer unserer Zeit ist das Meerbild mit den Angaben 21.03.67 und 11:07:30. Das ist der exakte Zeitpunkt, an dem Sir Francis Chichester Kap Horn, die Südspitze Feuerlands umrundet hat. Chichester hat 1966/67 im Alter von 65 Jahren, im Rahmen seiner Einhand Weltumsegelung, einen Segelturn von Sydney nach Plymouth in 107 Tagen bewältigt. Die Umrundung von Kap Horn war dabei die gefährlichste Passage, die er zu überwinden hatte.

Das Objekt "Endurance" (Ausdauer) hingegen ist das Bild einer Niederlage und menschlichen Grösse zugleich. "Endurance" war das Schiff des englischen Südpolarforschers Ernest Henry Shackleton. Der Zahlen-Buchstabencode gibt die südlichste Position an die die Expedition erreichte und an der die "Endurance sank. Shackleton entschied sich daraufhin, seine Expedition zum Südpol abzubrechen und umzukehren. Er hat auf die Möglichkeit, der Entdecker des Südpols zu werden, verzichtet, damit seine Mannschaft dem sicheren Tod entgeht und damit wahre Grösse gezeigt. Die bunten Quadrate mit den unterschiedlichen geometrischen Flächen stehen für Buchstaben des Flaggenalphabets, das auf den Weltmeeren für Verständigung sorgt. Hier ist das Monogramm Shackletons EHS aufgeführt. Einfache Zahlen und Buchstaben verbergen grosse Abenteuer und Schicksale. Als Hinweis auf die gesunkene "Endurance" ist das verwitterte Holzbrett, die linke Hälfte des Objekts, anzusehen, ein Treibgut der Entdecker-Geschichte.

Auf dem nächsten Bild stellen die Flaggen RLS dar, sie stehen für Robert Louis Stevenson. Es weist auf einen realen Ort in einer phantastischen Erzählung hin. In Robert Louis Stevensons "Schatzinsel" gibt es nur eine Insel, deren Position bestimmbar ist: "The Dead Man´s Chest". So ist dieses Bild, auch wieder reduziert auf die Stellvertreter eines Ortes und einer Person, eine Hommage an einen grossen Erzähler, der auch Mitglied einer schottischen Leuchtturmbauer-Dynastie war.

Das grosse Werk aus den quadratischen Einzelltafeln ist eine Synthese der Leuchtturmbilder mit den Bildern, die grossen Seefahrern gewidmet sind. Jede Tafel weist eine eigene Oberflächenbehandlung und einen eigenen Malduktus auf. Sie steht jeweils für einen Buchstaben des Flaggenalphabets von A bis L. Jeder dieser Buchstaben wiederum bezeichnet einen Teilbereich der Weltmeere. In diese sind Nummern von wichtigen oder legendären Leuchtfeuern eingeschrieben. A ist zum Beispiel der nördliche Atlantik, und der dort genannte Leuchtturm ist der von den Flannan Isles an der schottischen Westküste. Er ist auch in einem der Aquarell festgehalten. Von diesem Leuchtturm sind einmal drei Leuchtturmwärter auf nie ganz geklärte Weise verschwunden. So wie diese kann jede der Tafeln eine oder viele Geschichten erzählen, macht man sich die Mühe, ihren Code zu entschlüsseln.

"Zeit ist Länge und Länge ist Zeit" hat Andreas Bunge sein Bild mit der Darstellung des 0-Meridians genannt. Der Engländer John Harrison löste das Längenproblem durch Entwicklung einer schiffstauglichen Uhr. Seit 1738 wird in England der Meridian von Greenwich angewandt. Auf diesem Bild kontrastiert der matt glänzende Eisenstab mit der weniger klaren Umgebung, in der die Breitengrade schemenhaft angedeutet sind. Der Begriff Länge scheint deutlich bezeichnet, der Begriff der Zeit weniger. Lässt sie sich auch definieren - Seefahrer bestimmen mit der Uhr ihre jeweilige Position - ,so ist sie doch unserem individuellen Empfinden unterworfen.

"Spurensuche" - so nennt Andreas Bunge das letzte Werk, das ich erwähnen möchte. Eine weisse Fläche kontrastiert mit einem alten Brett, das als Treibgut der Kultur anzusehen ist. Eine quadratische Öffnung in dieser weissen Fläche beherbergt ganze Schichten von Collagen. So entsteht ein reizvoller Kontrast zwischen dem Fundstück, dem Brett und den in den Collagen verarbeiteten Werkstoffen auf der einen Seite und dem klaren Weiss des Untergrundes sowie der Collagen auf der anderen Seite. Dieses abstrakte Objekt verdeckt und öffnet gleichzeitig. Es schichtet und entblättert auf der Suche nach den Spuren unseres Kommens und Gehens, auch ohne fest bestimmbare Positionen.

Suchen Sie weiter, Andreas Bunge und lassen Sie uns weiterhin teilhaben an Ihrer Suche nach den Spuren unserer Zivilisation.

 Dr. Ines Wagemann


Pressetext: Darmstädter Echo 5. Februar 1999

 

Reiseziel Meer

 


Fern vom Meer und überhaupt von schiffbaren Gewässern
wirken die Arbeiten des Malers Andreas Bunge zum Thema
"Seefahrt" ein wenig exotisch: Ein Grund mehr, sie sich anzusehen.
Der zweite Schwerpunkt von Bunges Werken ist die Jazzmusik;
alles ausgeführt in Aquarell- und Acrylmalerei.
Wer mit dem Maler auf eine Seereise gehen möchte sei hiermit
recht herzlich eingeladen.
In diesem Sinne: "Schiff ahoi"

Christina Lange-Horn  - Darmstädter Echo 5. Februar 1999